Natürliches Horsemanship mit Eseln

Was ist horsemanship
Praktische Umsetzung
Hilfsmittel
Die eigene Privatsphäre
Verhaltenskonzepte
Verantwortungen von Mensch und Esel
Bestimmtes Handeln
Kommunikation mit Hilfe des Seiles
Strenge und Raubtierverhalten
Das Verhalten des Esels interpretieren
Die sieben Kommunikationsspiele
Esel führen
Esel reißt sich los
Denkanstöße
Die Partnerschaft zwischen Esel und Mensch
Eigene Erfahrungen

Was ist Horsemanship?

  • unter horsemanship versteht man die Kunst mit Pferden natürlich, also pferdegerecht umzugehen.
    Der Umgang soll für das Pferd Sinn haben und für es angenehm sein
  • Ziel des h. ist eine harmonische Partnerschaft zwischen Mensch und Tier zu etablieren.
  • Das wissenschaftlich nicht evaluierte Programm geht auf den Pferdetrainer Pat Parelli zurück (Parelli Natural Horse-Man-Ship, PNH oder kurz Parelli)
    • das Programm soll eine natürliche Herangehensweise an die Kommunikation mit Pferden lehren
    • PNH – Methoden ähneln mental, emotional und physisch der Art und Weise wie Pferde miteinander kommunizieren
    • Ziel ist es dass Menschen sich nicht wie Raubtiere sondern wie Pferde benehmen
      • um dieses Ziel zu erreichen benutzt Parelli vor allem positive Verstärkung durch Pausen
      • dabei wird der Druck in Abstufungen erhöht (=Phasen)
      • Trainer und Pferd üben Verhaltensmuster ein die später generalisiert werden sollen
    • Grundlegend sind dabei sieben Spiele die auf dem Verhalten einer Stute mit ihrem neugeborenen Fohlen basieren
  • Mittlerweile hat man das h. auch auf Esel übertragen. Die Philosophie dahinter bleibt gleich, nur in den praktischen Übungen wurden Anpassungen vorgenommen
  • h. ist ein natürliches Kommunikationssystem
    • wir kommunizieren partnerschaftlich mit dem Esel
    • wir lernen das Sprachsystem (Mimik, Gestik, Laute) des Esels
    • es stellen sich hohe Anforderungen an die physische, geistige, seelische und mentale Fitness von uns und vom Esel
    • wir kommunizieren so dass der Esel daran Spaß hat!
    • Will das der Esel?
      • Er hat so viele überschüssige Energie (physisch/mental) die er zum Leben in freier Wildbahn bräuchte. Diese Energie verbrauchen wir durch sinnvolle Aufgaben.
  • Horsemanship ist Ansichtssache, eine philosophische Einstellung
  • horsemanship ist keine Form des Trainings, um den Tieren z.B. Kunststücke beizubringen!
    • wie gesagt, h. dient der Kommunikation mit den Tieren, h. ist ein Werkzeug mit dessen Hilfe Trainingspläne ausgearbeitet werden können
    • was trainiert wird ist einerseits dass der Esel den Menschen als Partner, nicht als Raubtier ansieht, andererseits trainiert sich der Mensch die Eselsprache an
  • Horsemanship erfolgt durch Basiswissen und konsequentes Üben der Eselsprache
  • alle Zahnrädchen aus Vokabeln und Grammatik sollen flüssig ineinander greifen (üben!)
  • dem Esel muss nichts beigebracht werden (h. ist kein Unterricht sondern eine Übersetzung der Eselsprache in eine menschliche Sprache)
  • Wir erhöhen durch das h. unser Sicherheitsniveau
  • wir üben keine Macht über den Esel aus, es geht um Partnerschaft!
    • Partnerschaft bedeutet Abhängigkeit voneinander, diese kann – je nach Niveau der Partnerschaft – angenehm oder unangenehm sein
  • Mensch = Raubtier, Esel = Fluchttier → unterschiedliche Einstellungen zu „Dominanz“
  • Wichtigste Grundeinstellung: Hinterfragen ob wir uns menschlicher Machtmittel oder der Eselsprache bedienen
  • Motivation (Anreiz für eine physische / mentale Bewegung) des Esels / eines Tieres: 1. physiologische Bedürfnisse, 2. Sicherheit, 3. Soziale Bedürfnisse, 4. Spaß
  • Nicht jede Situation ist für das h. geeignet – wir müssen Ausnahmen machen:
    • wenn der Tierarzt den Esel im Notfalleinsatz behandeln muss
    • wenn z.B. ein Besucher vom Esel gebissen wird
    • wenn ein Besucher von einem Tier getreten wird
    • ein neuer Esel muss vom Vorbesitzer transportiert werden
  • es geht also um Ausbildung von uns selbst und des Esels, letztlich also um die Etablierung einer Beziehung innerhalb der man viel miteinander „redet“ (verbale + vor allem nonverbale Kommunikation).
  • es haben sich sieben Kommunikationsspiele etabliert die die Grundlage für weitere Übungen bilden.

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Praktische Umsetzung

Wie lernt man eine Sprache am besten?

In dem man am Anfang erst mal Vokabeln und Grammatik paukt und dieses Wissen dann, etwas stotternd, in der Praxis anwendet. Später dann denkt man gar nicht mehr über Vokabeln und Grammatik nach, man spricht die Sprache intuitiv.

Genau so verhält es sich auch beim horsemanship. Es macht durchaus Sinn zum Beispiel bestimmte Übungsabläufe (Grundwissen, mögliche Probleme die auftreten könnten, etc) auswendig zu lernen und diese dann am Esel anzuwenden. Das holpert am Anfang etwas, wird mit der Zeit aber immer intuitiver.

Anders herum lernt man Sprachen auch in dem man anderen zuhört und das gesagte zu verstehen versucht, analog dazu beobachtet man die Esel wie sie untereinander kommunizieren und versucht das Gesehene und Gehörte am Anfang zumindest etwas zu verstehen.

Kurz um – wie lernt man Sprachen? Durch üben. Also das horsemanship am Esel und in der Theorie – üben, üben, üben. Am Anfang kann das etwas nervig sein, man muss Rückschläge verkraften, sich neu motivieren usw. Aber wir wissen ja – das wird mit der Zeit alles viel besser, viel intuitiver.

Folgendes Wissen über den Esel ist für die Übungen wichtig:

  • Esel verbringt viel zeit mit fressen, darauf folgt zeitlich gesehen das Ausruhen, die restliche Zeit läuft er umher oder spielt.
  • Was braucht der Esel gerade laut seiner ➚ Bedürfnispyramide?
  • Wie verhält sich der Esel in der Herde?
  • Ich muss den Charakter meines Esels kennen.
  • Wie ist der Esel gerade gelaunt?

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Um die Übungen durchzuführen braucht man folgende Hilfsmittel:

  • Die Stimme. Esel können einzelne Wörter der menschlichen Sprache unterscheiden. Hohe Stimme bedeutet immer dass wir freundlich sind, tiefe Stimme dass wir z.B. dem Esel unsere Grenzen aufzeigen.
  • Zeichen (ziehen am Seil, Druck auf die Brust, Mimik, Gestik, …) die nur aus unserem Körper heraus gegeben werden, kombiniert mit der entsprechenden Position zum Esel.
    Dazu braucht man dann ein Halfter und ein Seil und eine Gerte
  • Platz auf dem man in Ruhe üben kann und auf dem auch mal was schiefgehen kann (Esel reißt sich los).
  • Leckerli und Belohnung
    • Wir möchten dass der Esel etwas gerne, von sich aus tut und ihn nicht mit Leckerlis bestechen. Deswegen wird im horsemanship vorrangig mit Lob und Zuneigung (Stimme, Streicheln) belohnt.

Kommunikation mit Hilfe des Seiles

Wir verwenden nicht die kurzen Seile sondern gängig ist ein 3,7 m Seil zu nehmen. Die eine Hälfte des Seils gehört dem Esel, die andere uns. Wir respektieren also den Privatbereich des Esels und der Esel muss unseren Privatbereich respektieren. Dem Esel weniger Freiraum zu geben macht keinen Sinn, er wird sich z.B. auch dann losreißen wenn wir ihn sehr kurz nehmen! Problem ist dass kurz gehaltene Esel deren Oppositionsreflex herausfordern.
Man hat zwar so weniger Kontrolle über den Esel, aber genau das üben wir ja: müssen wir das Seil kürzer nehmen, müssen wir erst mal Spiel 1 und 2 intensiv üben!
Die Aufgabe des Seils besteht nicht darin den Esel festzuhalten, es ist ein Kommunikationsmittel!!! (wir verfallen nicht in ein Raubtierverhalten!). Wir kommunizieren über die 4 Phasen der Bestimmtheit mit dem Esel.

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Die eigene Privatsphäre

Wichtig ist, dass der Esel die eigene Privatsphäre respektiert (so wie er das bei anderen Eseln auch tut). Tut er das nicht muss man es ihm signalisieren. Signale können u.a. eine gerade, angespannte Körperhaltung, Hände in die Hüfte stützen oder ihn wegschubsen sein.

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Verantwortung des Menschen und des Esels

  • Verantwortungen des Esels:
    • den Menschen als Partner zu akzepieren und sich nicht wie ein Fluchttier verhalten
    • halte die erbetene Richtung und Geschwindigkeit ein
    • Achte auf deine Umgebung und deine Sicherheit und wohin du die Hufe setzt
  • Verantwortungen des Menschen:
    • dem Esel als Partner und nicht als Raubtier begegnen
    • Habe einen unabhängigen Stand, Sitz, Position
    • Versetze dich in die Denkweise des Esels und erweitere dein Blickfeld, bleibe focusiert

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Verhaltensweisen

Verhaltenskonzepte dienen der Stabilisierung der Partnerschaft zwischen Mensch und Esel.

Auf diesen Konzepten bauen alle Übungen auf, sie sind quasi der Kern des horsemanship

  • Wir sind freundlich zu dem Esel
  • Tut er etwas im Sinne der Übung soll es für ihn angenehm sein, andere Verhaltensweisen machen wir für ihn unangenehm.
  • Esel nähern sich neuen unbekannten Dingen an und ziehen sich wieder zurück. Diese Verhaltensweise kopieren wir. Dieses Konzept des Annäherns und des Rückzugs ist ein ganz wichtiges Konzept.
    • z.B.: wir haben etwas in der Hand (Plane etc) das dem Esel Angst macht.
    • Wir gehen langsam von vorn auf den Esel zu und beobachten wie der Esel reagiert
    • SOFORT wenn der Esel wegrennen will gehen wir schnell einige Schritte zurück.
    • Anschließend gehen wir wieder langsam auf ihn zu und wiederholen die Übung. Im Laufe der Übung wird der Esel uns immer näher zu sich kommen lassen.
    • Sind wir dem Esel einige Schritte näher gekommen ohne dass er davon läuft können wir den Gegenstand auf den Boden legen, so dass der Esel sich ihm nähern kann und ihn sich näher anschauen und beschnüffeln kann.
    • Damit haben wir das Übungsziel im Prinzip erreicht. Wir müssen das ganze jetzt noch ein paar Mal über die Tage wiederholen.
  • Wir bitten den Esel um etwas und bedanken uns anschließend wenn er die Bitte erfüllt hat.
  • wir tun das Gegenteil von dem was wir als Raubtier tun würden
  • Oppositionsreflex ist ein instinktives Fluchttierverhalten bei dem der Esel das Gegenteil von dem macht was das Raubtier will. Wenn das Raubtier also will dass er zu ihm kommt rennt er weg. Durch ein partnerschaftliches Verhältnis zum Esel wirken wir dem entgegen.
  • Einteilung der Übungszeiten:
    • Denkzeit: Der Esel ist mit seiner Aufmerksamkeit bei der Übung. Merken wir dass er etwas verarbeitet gewähren wir ihm diese Zeit. Wehrt er sich gegen die Aufgabe geben wir ihm kurz Zeit sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
    • Wartezeit: nach dieser Zeit (30 s bis 5 min) führen wir die Übung fort.
    • Pausenzeit: Zeit zwischen den Übungen (3 h bis 72 h)
    • Die Übungseinheiten können von ein paar Minuten bis hin zu 3 Stunden durchgeführt werde, abhängig von der Tagesform des Esels UND von unserer Tagesform.
  • Unser Blickfeld und ein Teil unserer Aufmerksamkeit ist darauf gerichtet den Esel auf mögliche Gefahren hinzuweisen (aus seiner Sicht), auf mögliche Futterstellen etc
  • wir beobachten den Esel aus dem Augenwinkel, spüren ihn am Seil, beobachten seinen Gesichtsausdruck, Ohren- und Schwanzstellung, Tempowechsel, Bewegungen am Maul etc.
  • vom Leichten zum Schweren üben (aus Eselsicht, nicht aus unserer Sicht!), wobei die Erwartungshaltung dem Trainingsstand des Esels angepasst sein muss, ggf einen Übungsschritt zurückgehen.
  • wir nähern uns schrittweise neuem, Unbekannten an und beginnen mit bekannten Dingen

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Bestimmtes Handeln – die vier Phasen der Bestimmtheit

Eine Situation, ein Gefühl, eine Position, die Umgebung oder eine Kommunikation soll für den Esel

  • sicher
  • angenehm
  • gemütlich
  • locker

sein.

Wichtig ist also eine Situation im richtigen Moment (Zehntelsekunden!) angenehm oder unangenehm für den Esel zu machen. Damit erreichen wir dass erwünschte Dinge sich für den Esel leicht, unerwünschte Dinge schwer anfühlen. Wie das unangenehme Gefühl auf den Esel übertragen wird (in vier Phasen) ist Gegenstand dieses Kapitels.

Grundsätzlich machen wir es dem Esel mit jeder Phase unangenehmer (das hat nichts mit Raubtierverhalten, also auch Gewalt zu tun!) In der Sprache des horsemanship wird das wie folgt formuliert: Wir beginnen mit Phase eins und schlagen dem Esel etwas vor. Dann folgt Phase 2 und wir stellen eine klar formulierte Frage. Anschließend machen wir in Phase 3 eine klare Ansage, um schließlich in Phase 4 dem Esel ein Versprechen zu geben. Sobald der Esel das gewünschte tut beenden wir die Übung und bedanken uns

Klingt etwas theoretisch und über Begriffe wie Frage oder Ansage kann man sicherlich streiten, ist aber sehr wichtig und wird dann verständlich wenn wir zu den 7 Kommunikationsspielen kommen. Letztlich geht es dabei um zunehmenden Druckaufbau und dem sofortigen Lösen des Drucks sobald die Aufgabe erfüllt wurde

Phase 1 Vorschlag/Erwartung Wenn die Partnerschaft stabil ist tust du jetzt das gewünschte
Phase 2 Frage wenn nicht kannst du bitte…
Phase 3 Ansage ich werde auch die nächste Phase durchführen
Phase 4 Versprechen ich verspreche dir dass wir die Übung erfolgreich beenden werden.

Wir müssen unser Versprechen unbedingt einhalten! Das kostet mentale aber auch physische Kraft zB in Form von gegen den Esel drücken. Das schlimmste was man machen kann ist ein Versprechen nicht einzuhalten. Ziel ist das Trainingsziel schon in Phase 1 oder 2 zu erreichen. Sobald der Esel das gewünschte tut beenden wir den Druck SOFORT.
Pferde  können in einem Zeitraum von 3 Sekunden sehr gut Lob oder Tadel mit einer Handlungsweise assoziieren. Die Zeitspanne von 3 bis 6 Sekunden liegt in einer Grauzone.
Alles was über 6 Sekunden liegt, wird nicht mehr mit dem Verhalten vor 6 Sekunden
verknüpft und damit nicht mehr verstanden. ( http://www.miller-ranch.com/download/First-Step-de.pdf). Da es auch im horsemanship für Esel laut Anahid Klotz wichtig ist innerhalb von Zehntelsekunden den Druck wieder zu nehmen wenn der Esel das gewünschte tut, ist anzunehmen dass man das auch auf Esel übertragen kann (wir hatten mal eine Eseltrainerin die ihr Wissen von Judith Schmidt hatte die ähnliches gesagt hat)

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Strenge und Raubtierverhalten

Was ist der Unterschied zwischen streng sein und Raubtierverhalten?

  • Raubtierverhalten:
    • kopfloses Anwenden von physischer oder psychischer Gewalt der Esel
    • der Esel versteht den Grund für unser Verhalten nicht
    • Ich bestrafe durch Boxen, am Führseil rupfen (!), den Kopf druckvoll wegschieben
    • Das verursacht beim Esel Angst, Unverständnis und verursacht Respektlosigkeit, Misstrauen, Distanz
    • Er wird das Raubtier in uns sehen, genau das was wir nicht möchten.
  • Strenge (besser Konsequenz, das Wort Strenge gibt es eigentlich in der Eselsprache nicht)
    • ich bin in jeder Situation freundlich
    • Zum Einen:
      • Anwendung der horsemanship-Prinzipien, insbesondere der 4 Phasen der Bestimmtheit: Ich lasse den Esel die Wahl mir eine gewünschte Antwort in einer der 4 Phasen zu geben.
    • Zum Anderen :
      • Über das Verhaltenskonzept Angenehm und Unangenehm.
      • Erwünschtes Verhalten mache ich dem Esel SOFORT angenehm (wie die Esel das auch untereinander tun), unerwünschtes mache ich dem Esel SOFORT unangenehm. Damit sind für den Esel angenehme Dinge leicht, unangenehme schwer. Der Esel versteht also dass er etwas getan hat was er nicht sollte

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Das Verhalten von Eseln interpretieren

Woher weiß ich wie es meinem Esel gerade geht, wie er gelaunt ist? Hat er gerade Lust zu trainieren?

Um das beurteilen zu können ist (leider) sehr viel Erfahrung notwendig. Grob kann ich sicherlich nach einigen Monaten oder wenigen Jahren Erfahrung einschätzen in welcher Stimmung mein Esel sich gerade befindet (siehe Verhaltens- und Stimmungszeichen des Esels im Kapitel 2.1 Nützliches Hintergrundwissen). Dieses Wissen reicht in der Regel aus um beurteilen zu können ob z.B. die Tendenz besteht dass mein Esel sich beim Spaziergang eventuell losreißen könnte.

Problem ist das Esel eben Beutetiere sind und damit gelernt haben ihr Befinden vor Fressfeinden sehr gut zu verbergen (wenn es mir schlecht geht ist es überlebenswichtig dass ich das vor Raubtieren verberge).

Das „Interpretieren können“ ist ein sehr langsamer Prozess, den wir mit der Zeit aber immer besser beherrschen werden. Erst sind es grobe Zeichen wie Schwanzstellung, Ohrenstellung, Mundbewegungen,die Art der Kommunikation mit den anderen Eseln etc die wir erkennen können, später dann können wir noch viel subtilere Verhaltensweisen deuten. Geduld ist gefragt

Das alles lernt man vor allem in dem man oft auf sein Bauchgefühl hört, weniger durch rationales Analysieren – also öfters mal das „Gehirn ausschalten“ und den Mut haben sich eben auf dieses Bauchgefühl zu verlassen.

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Die sieben Kommunikationsspiele

Die sieben Kommunikationsspiele nach Parelli (für Pferde) sind die gleichen wie die sieben Spiele für die Esel, nur das dritte Spiel unterscheidet sich.

Die sieben Spiele sollten in der hier vorgestellten Reihenfolge trainiert werde. Sie bauen aufeinander auf. Ausnahme ist das erste Spiel dass „zwischendurch“ immer wieder mal mit durchgeführt werden sollte.

Anfangs werden die Spiele mit 3,7 m Seil, später ohne Seil gespielt.

Die sieben Spiele sind, übertragen auf die Esel:

  • Freundlichkeitsspiel
    • Der Esel lernt dass das Raubtier Mensch freundschaftlich und partnerschaftlich mit ihm umgehen kann. Der Esel soll sich in unserer Nähe wohlfühlen, sobald er das nicht mehr tut zieht man sich zurück. Will man z.B. den Esel berühren geht man langsam auf ihn zu und streckt langsam den Arm in seiner Richtung aus. Weicht er zurück, zieht man sich selbst ebenso zurück und wiederholt das Ganze. Diesen Rhythmus muss man beibehalten.
  • Stachelschweinspiel
    • man übt einen langsam aufbauenden Druck (Bestimmtes Handeln, s. u.)  auf eine Körperstelle des Esels aus (z.B. mit einem Seil oder der Hand) um ihn zu einer Handlung (Vorwärts gehen, Richtungsänderung) zu motivieren. Tut der Esel das gewünschte hört man SOFORT mit dem Druck auf
  • Treibspiel, Driving Game oder Weichen auf ein Zeichen
    • die gewünschte Handlung des Esels wird über mentalen Druck oder rhythmischen Druck  mit dem Seil erreicht. Der Rhythmus am Seil bleibt immer gleich, nur die Stärke des Druckes ändert sich mit den 4 Phasen der Bestimmtheit.
    • Esel spielen dieses Spiel den ganzen Tag lang. Sie treiben mit der Bewegung ihrer Ohren, einem Wirbeln des Schweifes, dem Nicken des Kopfes oder dem Anheben eines Hinterbeines.  Sie drücken damit aus wenn du dich nicht bewegst läufst du z.B. gegen meine Hinterhufe und ich trete aus.
    • Wenn der Esel das gewünschte also nicht tut, sich z.B. von mir wegbewegt, dann läuft er gegen meine Hand, gegen das schwingende Seil oder die Gerte
  • Jo -Jo – Spiel oder Geh weg – komm her
    • Esel soll sich am Seil zu uns oder von uns weg bewegen. Einige Esel kommen sehr gerne her, andere halten in der Herde eher Distanz und sind, was enge Nähe betrifft, sehr zurückhaltend. Das heißt nicht, dass sie weniger Vertrauen hätten. Dieses Spiel gestaltet sich deswegen von Esel zu Esel sehr unterschiedlich.
    • Es wird nach den 4 Phasen der Bestimmtheit am Seil (plus Mimik und Gestik!) gespielt. Beim Rückwärtsgehen beginnt man  nur leicht am Seil zu wackeln, das ganze endet dann in einem starken Schwingen des Seils. Beim Herkommen holt man das Seil nur ganz wenig ein, das wird dann immer mehr gesteigert. Sobald der Esel den ersten noch so kleinen Schritt tut (das kann schon nur Huf hochheben sein) lässt man locker und lobt.
  • Zirkeln
    • ähnlich wie beim longieren soll sich der Esel im Kreis um seinen Partner bewegen. Man agiert dabei aber nicht permanent mit der Gerte sondern lässt den Esel ohne Zutun des Menschen in einem bestimmten Tempo im Kreis laufen. Das kostet den Esel durchaus physische, aber auch mentale Kraft, er muss sich auf seine Tätigkeit konzentrieren wobei man das Spiel auf 4 Runden beschränken sollte
  • Seitwärts gehen
    • Esel soll auf ein Zeichen hin seitwärts gehen. Man schickt zu erst den Kopf zur Seite, dann die Hinterhand und das immer wieder. Irgendwann wird das Ganze zu einer gleichmäßigen Bewegung und der Esel läuft seitwärts.
  • Engpass
    • der Esel soll hinter dem Menschen durch eine enge Stelle gehen. Am Anfang ist die Begrenzung breiter, zum Schluss hin enger. Die Begrenzung kann zunächst dabei auf der einen Seite ein Zaun etc sein, auf der anderen Seite der Mensch. Das Ende des Engpasses muss wieder für den Esel angenehm sein, er darf also dort z.B. nicht zu kurz gehalten werden.

Die Spiele sind alle angelehnt an Verhaltensweisen die die Esel auch untereinander praktizieren. Es handelt sich dabei um keine Dressur! Untereinander handeln sie aus freien Stücken, das sollen sie auch bei den Spielen tun.

Die sieben Spiele sind sehr gut im oben genannten Buch beschrieben. Ist mit knapp 50 EUR nicht ganz billig, lohnt sich aber wenn man sich in das Thema einarbeiten will und das dann auch praktisch durchführen will.

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Esel führen

In diesem Kapitel geht’s nicht um horsemanship im engeren Sinne. Vielmehr soll das bisher gelernte auf das Führen von Eseln angewandt werden.

Das was ich hier schreibe hab ich in keinem Buch gelesen, es beruht ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen.

Grundlage sind die Spiele 1 und 2, deren Grundprinzipien zumindest mäßig gut beherrscht werden sollten

Position:

  • im vorderen Bereich vom Hals, manche bevorzugen aufgrund der Gehirnstruktur des Esels die linke Seite. Eigentlich sollte man die Seite aber regelmäßig wechseln

Mimik und Gestik:

  • Übungsabsicht gedanklich aussenden, stabile Körperposition

Seil (beim linkseitigen Führen)

  • siehe Die Arm – Seil – Kommunikation
  • Wir verwenden das 3,7 m – Seil, und halten es in der Mitte locker ohne Schlaufen zu bilden mit der rechten Hand
    Die erste Hälfte des Seils gehört dem Esel (Privatsphäre!)

    • wird das Seil zu kurz genommen begegnet der Esel dem mit seinem Oppositionsreflex
  • Richtungsgefühl über Karabiner vorgeben (nach vorn):
    wir heben das Seil langsam und stetig an, der Karabiner hebt sich in Richtung nach vorn
    Seil für einen Moment kürzer nehmen, sobald er sich bewegt (wir spielen wieder die vier Phasen der Bestimmtheit durch) wieder länger nehmen
    Später, wenn wir korrigierend eingreifen müssen, verfahren wir genau so
  • Unser Blick geht ein paar Meter vor den Esel, wir spüren den Esel neben uns, spüren seine Bewegungen am Seil usw. So können wir bei Bedarf korrigierend eingreifen.
  • auch während des Laufens sind wir auf unsere Umgebung und unseren Esel fokussiert und lassen uns nicht ablenken
  • Wir schauen den Esel nicht an. Er erwartet sonst eine Frage , bekommt aber keine gestellt. Verwirrend für den Esel

So weit der Optimalfall. In der Praxis treten natürlich eine ganze Reihe von Problemen auf:

  • Esel zieht zur Seite
    • wir halten wenn möglich unsere Position, nehmen das Seil für einem Moment kürzer und korrigieren nach den 4 Phasen der Bestimmtheit
  • Esel läuft hinter uns
    • wir halten unsere Position wenn möglich und ziehen ihn wieder sanft nach vorn an unsere Seite
  • Esel zieht zur Seite um zu fressen
    • Gefressen wird dann wenn wir das sagen!!! Wir ziehen den Esel wieder nach den 4 Phasen der Bestimmtheit zu uns in die Mitte des Weges
  • Esel steigt
    • das kann Oppositionsverhalten sein
      • haben wir eine mögliche Gefahrenquelle für den Esel nicht erkannt?
        • wir lassen den Esel Zeit, bleiben stehen, lassen ihn die Gefahrenquelle anschauen
        • wir spielen Spiel 1
      • das Oppositionsverhalten kann auch ein Beziehungsproblem sein dass sich nur durch Spielen von Spiel 1 kurz- und mittelfristig ändern lässt
    • oft ist es einfach so dass der Esel kurz Zeit braucht um eine Situation zu bearbeiten (das muss keine Gefahrensituation sein). In dem Fall kurz stehen bleiben, dem Esel Denkzeit geben, danach sollte er weiterlaufen
  • Esel möchte nicht mitlaufen
    • siehe Kapitel Stachelschwein, Übung „komm her“ spielen
    • wir versuchen in einen Rhythmus, der aus dem wiederholten Anwenden der 4 Phasen der Bestimmtheit besteht,u zu kommen
    • Phase 1 – 4+ → locker lassen, Phase 1 – 4 → locker lassen usw anschließend, um den Esel zum schnelleren Laufen zu bewegen lassen wir erst locker wenn er etwas schneller läuft als er das bisher getan hat
  • Esel reißt sich los
    • wir beruhigen uns selbst mental
    • Ursachen für das Losreißen können sein:
      • Undiszipliniertheit
        • wir fangen den Esel wieder ein (er wird nur einige Meter laufen um dann stehen zu bleiben, schon aus energetischen Gründen). Wir sind freundlich und führen den Esel an die Position zurück an der er sich losgerissen hat, dann geht’s weiter
      • der Esel hat sich vor einer Situation erschrocken
        • Wir fangen den Esel wieder ein
        • wir spielen Spiel 1 mit ihm, beruhigen den Esel
        • wir lassen den Esel die Gefahrensituation analysieren
        • wenn man sichs zutraut: nach dem Prinzip Annäherung und Rückzug sich der Gefahrenquelle stellen, dabei Spiel 1 spielen, loben
  • Esel erschrickt (zuckt zusammen, läuft 2 m, bleibt dann aber stehen, wir haben das Seil noch in der Hand)
    • stehen bleiben, Spiel 1 spielen
    • die Gefahrensituation wieder vom Esel analysieren lassen wie oben
  • wir erkennen eine mögliche Gefahrenquelle für den Esel im Voraus
    • bei Hunden:
      • wir bitten die Halter den Hund anzuleinen (Hund = für den Esel ein Wolf = Fressfeind)
    • wir weisen den Esel auf die Gefahrenquelle hin, bleiben stehen, lassen ihn die potentielle Gefahr gedanklich ver- und bearbeiten
    • wir spielen Spiel 1
    • verliert der Esel das Interesse an der Gefahrenquelle gehen wir weiter
  • Esel sind sehr unruhig, wir bemerken dass schon vor dem Raus gehen
    • die Esel auf dem Reitplatz ein paar Runden treiben um sie auszulasten
  • es stürmt oder der Wind ist sehr stark
    • Tiere haben große Probleme mit starkem Wind (Gefahrenquelle von der sie nicht wissen aus welcher Richtung sie kommt)
    • die Esel tendieren dann zum losreißen
    • überlegen ob wir das Risiko eingehen wollen raus zugehen
  • Esel läuft rückwärts
    • = Oppositionsverhalten.
      • bei Gefahrenquelle: Esel Zeit geben sich auf die Gefahr einzustellen (siehe oben)
      • wenn keine Gefahrenquelle ersichtlich ist: die 4 Phasen der Bestimmtheit spielen
        • wir gehen notgedrungen mit rückwärts, halten dabei aber das Seil straff
        • bleibt der Esel dann stehen spielen wir die Übung „komm her“ aus dem Kapitel Stachelschwein, Übung durch
  • Esel will sich auf dem Boden wälzen
    • das lassen wir durchgehen, ist ja auch schön anzuschauen 🙂

Das Korrigieren wird oft zu einem Geduldsspiel weil wir es immer und immer wieder wiederholen müssen, wichtig ist aber ein konsequentes Handeln. Die beschriebenen Probleme sind aber auch Eigenarten des Esels die sich nur mittelfristig durch viel üben korrigieren lassen

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Losreißen

Warum reißen sich Esel los?

  • wenn der Fluchtinstinkt bei ihnen sehr stark wird (Erschrecken vor etwas, Angst)
  • Undiszipliniertheit
  • In der Beziehung zwischen Mensch und Esel gibt es Defizite

Die ersten beiden Punkte habe ich oben bereits beschriebenen, deswegen nur noch ein paar Bemerkungen zum letzten Punkt:

Erstmal: So etwas passiert nun einmal, ein Esel ist ein Tier was (wie der Mensch auch) bei allem Planen, Nachdenken, Üben etc nun mal ein Stück weit unberechenbar bleibt. Was solls, ist nicht weiter schlimm. Trotzdem ist es für den Führer eine Belastung wenn es denn einmal passiert, gerade weil die Angst nun mal vorhanden ist dass sich dabei der Esel verletzt, Passanten in Gefahr bringt oder auf eine Straße rennt.

Wichtig ist, wie auf dieser Seite auch schon beschrieben wurde, eine stabile Partnerschaft.

Diese baut man sich über Jahre hinweg nach den weiter oben dargestellten Methoden auf (man merkt wie stabil diese Partnerschaft ist in der täglichen Arbeit – kommt der Esel auf mich zu, läuft er mir hinterher, freut er sich wenn er mich sieht, etc – alles Anzeichen die gegen ein Losreißen sprechen).

Partnerschaft heißt aber auch dass man von einander abhängig ist. Wenn ich mit dem Esel allein durch den Wald gehe ist der Esel von mir abhängig dass ich ihn vor all den Gefahren die sich ihm stellen (aus Eselsicht) beschütze, ihn gesund und sicher wieder nach Hause bringe. Der Esel muss mir also vertrauen.

Umgedreht muss ich dem Esel aber auch vertrauen und das fällt dem Menschen sehr schwer und ist eben, wieder einmal, ein Lernprozess.

Ich hab diesen so wichtigen Punkt in dem Kapitel Die Partnerschaft zwischen Esel und Mensch zusammengefasst

 

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Zum Abschluss noch ein paar Denkanstöße:

  • wir verbessern uns dann wenn wir, genau so wie beim Sprachen lernen, möglichst täglich trainieren, mal ein Wort lernen, mal eine ganze Übungseinheit durchgehen, je nach Stimmung und ohne Druckaufbau
  • Haben wir die Verhaltenskonzepte und Prinzipien in der Partnerschaft Esel – Mensch verinnerlicht?
  • Betreten wir mit einem weiten Fokus, nicht mit einem ehrgeizigen Leerplan, den Übungsplatz?
  • Wo ist mein Fokus? Nur beim Esel (schaue in ständig an) oder in der Gesamtsituation? Esel anschauen heißt er wartet ständig auf eine Frage. Kommt keine wird er unaufmerksamer, verunsichert und gleichgültig uns gegenüber
  • Übungseinheiten starten wir gelassen. Bescheidene Erwartungen und Steigerungen aus guten Ergebnissen bringen uns weiter. Hohe Erwartungen führen zu Blockaden, druckvoller Ehrgeiz endet in konfuser Unzufriedenheit bei uns und dem Esel
  • Ehrgeiz führt eben auch oft in die Raubtierposition, außerdem lässt uns Ehrgeiz verkrampfen
  • Wir wollen aber ein Partner für den Esel sein, kein Raubtier. Partner sein heißt miteinander Spaß zu haben. Das Trainingsziel sollte man natürlich im Auge behalten, nur viel wichtiger ist der Spaß für uns und den Esel. Das Trainingsziel zu erreichen ist ein Nebenprodukt von diesem Spaß. Ein Nebenprodukt allerdings das wir mit Sicherheit unter diesen Umständen erreichen werden!
  • Wenn man das jetzt mal weiter denkt heißt dass man sich keine Gedanken um die eigene Motivation machen muss. Wende ich die Prinzipien des horsemanships an, haben beide Parteien Spaß am Training und damit ist dann die Motivation ganz automatisch vorhanden
  • Wir hohlen den Esel dort ab wo er gerade steht
  • Partnerschaftsaufbau statt Machtübernahme!
  • Alle Esel sind gleichberechtigt bei den Übungen, auch die schwierigeren!
  • Bauen wir die neu erlernten Kommunikationstechniken immer mehr in unseren Alltag ein?
  • Gelegentliche Zweifel sind ok!
  • Wir üben damit wir die vielen interessanten Charaktere der Esel hervorbringen
  • Wissen wir immer wann Schluss mit Üben ist? Können wir mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause gehen?
  • Lassen wir genügend Qualitätszeit einfließen? (zB. mit den Eseln spielen, sich nur zu ihnen gesellen)
  • Zeit die wir jetzt mehr investieren sparen wir später über viele Jahre
  • Merken wir wann dem Esel unsere Übungen langweilig werden? Wir sollten seine Motivation für den nächsten Tag aufrecht erhalten
  • Wir fragen nicht nur ab sondern warten auch auf Angebote des Esels
  • Fragen (von uns) und Antworten (des Esels) dürfen nicht nur einseitig gestellt bzw. gegeben werden. Die mentalen Bedürfnisse des Esels zu lesen und zu beantworten ist unsere Aufgabe
  • Esel sind Meister darin uns in Bewegung zu halten. Wer bewegt wen? Schaffen wir es dass wir den Esel bewegen?

Hier nochmal ein kleiner Spickzettel

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Die Partnerschaft zwischen Esel und Mensch

Wichtig für die Übungen als auch, ganz unabhängig vom Konzept des horsemanship,  ist, wie auf dieser Seite auch schon beschrieben wurde, eine stabile Partnerschaft.

Diese baut man sich über Jahre hinweg nach den weiter oben dargestellten Methoden auf (man merkt wie stabil diese Partnerschaft ist in der täglichen Arbeit – kommt der Esel auf mich zu, läuft er mir hinterher, freut er sich wenn er mich sieht, etc – alles Anzeichen die für eine gute Partnerschaft sprechen).

Partnerschaft heißt aber auch dass man von einander abhängig ist. Wenn ich mit dem Esel allein durch den Wald gehe ist der Esel von mir abhängig dass ich ihn vor all den Gefahren die sich ihm stellen (aus Eselsicht) beschütze, ihn gesund und sicher wieder nach Hause bringe. Der Esel muss mir also vertrauen.

Umgedreht muss ich dem Esel aber auch vertrauen und das fällt dem Menschen sehr schwer und ist eben, wieder einmal, ein Lernprozess.

Ich muss den Mut aufbringen mich dem Esel hinzugeben, muss mich ein Stück weit fallen lassen können, muss mich ein Stück weit auch in seine Hände begeben. Nur dann verliere ich z.B. die Angst vorm Losreißen schrittweise. Ich muss im laufe der Zeit lernen dass eben diese Partnerschaft stabil ist, und das lerne ich eben nur in dem ich solche positiven Erfahrungen mache. Dazu gehört auch dass ich mich meiner Angst stellen muss. Und das ist so schwer!!! Angst verliere ich aber nur in dem ich mich ihr aussetze, die Erfahrung mache dass sie während eines Spazierganges schwankt und mit der Zeit auch weniger wird. Zur Arbeit mit den Eseln gehört nun mal auch dazu dass ich an mir arbeite.

Wichtig ist auch noch wo mein Fokus ist. Ist der Fokus ständig darauf gerichtet dass etwas passieren könnte erhöhe ich damit auch das Risiko dass etwas passiert. Diese Unsicherheit überträgt sich dann auf den Esel. Also Fokus auf das Hier und Jetzt richten, noch ist nichts passiert. Darauf fokussieren ein stabiler Partner für den Esel zu sein. Das alles ist sehr schwer, ich weiß – aber wer sagt dass Eseltraining leicht ist?

Und nur nicht zu viel nachdenken! Du musst lernen deinem Gefühl zu vertrauen, weniger rational sondern mehr emotional das Verhalten von deinem Esel zu interpretieren.

Außerdem: irgendwann brauchst du kein zusätzliches Eselwissen, keine Bücher mehr, irgendwann musst du das gelernte in die Praxis umsetzen und vor allem ganz viele eigene Erfahrungen sammeln. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: Eigentlich bräuchte man irgendwann eher einen Psychologen anstatt einem Eseltrainer, nämlich jemanden der dir hilft mit deinen Gefühlen, deiner Unsicherheit und deinen Ängsten umzugehen.

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Eigene Erfahrungen

Wir sind etwa bis zum dritten Spiel gekommen. Auf der Jugendfarm war es schwer das Konzept umzusetzen weil eins gefehlt hat: Konsequenz. Mit den Eseln haben viele Leute, insbesondere auch Kinder, gearbeitet. Jeder hat so seine eigene Form der Kommunikation mit den Tieren und vieles wird dabei falsch, also nicht im Sinne des horsemanship, gemacht.

Außerdem brauch man viel Übungszeit für die Umsetzung. Zeit die wir nicht hatten.

Der nächste Punkt ist dass das eben eine Form der Kommunikation ist. Kommunikation heißt immer dass sie beidseitig betrieben wird. Damit der Mensch die Eselsprache gut beherrscht braucht es aber viel Wissen und Erfahrung. Die haben wir mittlerweile aber das war ein langer Prozess. Ohne dem kann man auch die Spiele nicht spielen. Ich saß z.B. oft auf dem Reitplatz und hab die Tiere einfach nur beobachtet, versucht das Verhalten zu interpretieren und Verhaltensweisen vorauszusagen. Das gelingt mir persönlich jetzt immer besser aber wie gesagt, das ist ein langsamer Prozess.

Auch der Vertrauensaufbau hat viel Zeit gekostet. Dazu muss man sich oft und lange bei den Tieren aufhalten und so ein Teil der Herde werden. Die Tiere müssen einen vertrauen. Es geht dabei nicht nur darum dass sie lernen dass man kein Raubtier ist sondern dass man sie auch vor (aus ihrer Sicht) Gefahren beschützt und aufmerksam auf Gefahren hinweist. Anfangs haben sich die drei oft im Wald losgerissen, das war nicht weiter schlimm, sie sind dann immer ein paar Meter weggerannt, stehen geblieben und haben einen angeguckt. Anschließend hat man sie dann halt wieder eingesammelt. All das ist jetzt Vergangenheit, d.h., wir haben jetzt das nötige Vertrauen der Tiere und sie haben sich auf der Jugendfarm seit einigen Jahren nicht mehr losgerissen.
Andererseits muss auch ich als Mensch dem Esel vertrauen. Ich muss ihm vertrauen dass er mich nicht (grundlos) verletzt (das lernt man schnell)  und ich muss mich ihm ein Stück weit auch ausliefern wenn man ein Tier bei Wanderungen führt. Man geht eine Partnerschaft ein. Ich darf also keine Angst haben dass der Esel sich losreißt und wegrennt. Siehe dazu weiter oben das Kapitel zum Thema Partnerschaft.

Dass die Spiele aufeinander aufbauen mag stimmen, wir haben, einfach weil wir es mussten, das letzte Spiel, obwohl wir noch nicht alle Spiele durchgespielt hatte, trotzdem gespielt. Pablo ist nie über kleinere Brücken (Engstelle) gegangen. Wir standen vor einiger Zeit mal mit dem kleinen Kerl vor einer Brücke und haben ihn versucht dazu zu bewegen darüber zu gehen. Das ganze hat etwa 3 Stunden gedauert, seit dem läuft er aber über Brücken.

Ich denke es ist auch schwer das horsemanship nur mit einem Buch zu lernen. Dazu braucht es auch praktische Anleitung. Es tauchen beim Üben doch immer mal Fragen und Probleme auf die man mit Hilfe des Buches nicht beantworten kann.

Quelle: Anahid Klotz: Esel und Mensch Einführung in das horsemanship für Esel und tiergestützte Pädagogik

 

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2 Replies to “Natürliches Horsemanship mit Eseln”

  1. Ich arbeite seit ein paar Wochen mit einem Esel. Wir praktizieren Horsemanship nach Pat Parelli. Es klappt sehr gut, und Max ist eifrig bei der Sache. Wenn ich ihn auf dem Paddock rufe, kommt er zu mir, ebenso auf dem Platz, wenn er nach der Stunde „Freizeit“ zum Wälzen etc, hatte. Ich bin stolz und froh über das, was wir bisher erreicht haben. Ich weiß nichts über sein vorheriges Leben, glaube aber, dass er sich freut, wenn er neue Aufgaben schafft.

    1. … wobei ja der Pat Parelli der ist, der das für die Pferde entwickelt hat 🙂 und man hat die Methoden dann für die Esel angepasst. Ich hatte mir das horseman-, also donkeymanship auf der Grundlage von dem Buch von Anahid Klotz angeignet.

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