Fütterung

Was fressen Esel
Ernährungspyramide
Weidehaltung
Fruktane
Fellwechsel
Futtermenge
Füttern im Winter
Fütterungsintervalle
Giftpflanzen
Beurteilung des Ernährungszustandes
Abnehmen

Was fressen Esel?

Grundnahrungsmittel für Esel sind Heu und Stroh sowie geeignetes (eiweißarmes) Gras. Esel sind karge, kalorienarme Nahrung gewohnt, die Vorfahren der Esel kommen aus den Halbwüsten, Steppen und steinigen Hügelland Nordafrikas. Zusätzlich kann, in kleinen Mengen, hin und wieder eine Karotte oder ein Apfel verfüttert werden. Wichtig ist auch dass Esel immer mal wieder  an der Rinde von Bäumen oder Sträuchern knappern können. Esel mögen auch Disteln oder Brombeerblätter sehr gerne. Ihren Mineralienbedarf müssen Esel bei uns durch einen Salzleckstein decken. Nehmen Esel aufgrund einer Krankheit oder ihres Alters ab kann zusätzlich Kraftfutter gefüttert werden.

Zum Thema welchen Einfluss die Ernährung auf die Zahngesundheit hat gibt es hier einen Artikel.

Was sollte nicht verfüttert werden?

Kohl, Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Steinobst (ohne Stein nur in geringen Mengen), Brot!, Zucker, Süßigkeiten, Salzgebäck, Eicheln und Kastanien (siehe ➚ Giftpflanzen).

Nadelhölzer

Grundsätzlich kann man Nadelhölzer verfüttern, man sollte aber vorsichtig sein. Erstens werden viele Bäume chemisch behandelt, zweitens enthalten Nadelhölzer Tannine die giftig sind. Tannine sind pflanzliche Gerbstoffe mit deren Hilfe sich die Pflanzen vor Fressfeinden schützen. Die Giftigkeit ist natürlich abhängig von der Konzentration in den Bäumen. Es gibt Bäume mit geringerer Konzentration wie Tanne, Blaufichte, Nordmanntanne, Kiefer, Rotfichte, Douglasie und Bäume mit hoher Konzentration wie Eichen, Wacholder, Zypresse, …

Tannine und das Harz der Bäume (Terpentinöle) können verschiedene Krankheiten auslösen. Von Pferden ist bekannt dass sich die Magenschleimhaut entzünden kann, ebenfalls der Magen und der Darm, es können Nieren- und Leberschäden auftreten, die Atemwege können eingeengt werden, außerdem können Stoffwechselprobleme und Fehlgeburten auftreten. Es sind bei Pferden bei sehr großer Aufnahme auch Todesfälle bekannt.

Auf keinen Fall darf man Nadelhölzer trächtigen Stuten geben weil Tannine Fehlgeburten auslösen können.

Kurz zusammengefasst: Man kann seinen Weihnachtsbaum in Maßen verfüttern, es besteht aber ein Restrisiko.

Ernährungspyramide

Weidehaltung

Weidehaltung ist die artgerechteste Haltung. Wie bereits erwähnt sind unsere Gräser bei uns sehr Energie- und Eiweißreich. Das kann zu Koliken und Hufrehe führen, vor allem wenn die Umstellung auf das Gras im Frühjahr zu schnell geschieht. Deswegen müssen Esel (und Pferde) im Frühjahr angeweidet werden wenn sie nicht ganzjährig eine Weide zur Verfügung haben. Man beginnt den Aufenthalt auf der Weide mit einer halben Stunde und steigert das schrittweise auf 4 Stunden. Die Weide muss täglich von Mist befreit werden. Natürlich dürfen sich keine Giftpflanzen auf der Weide befinden.

Fruktane

Gräser enthalten Fruktane. Fruktane sind langkettige Zuckermoleküle die zur Speicherung der  durch die Photosynthese gewonnenen Energie dient.

Der Zucker lässt die Gräser wachsen. Findet aufgrund der Umweltbedingungen (Kälte, wenig Wasser) kein Wachstum der Gräser statt (vor allem auch im Frühjahr, Herbst und trockenen Perioden) reichern sich die Fruktane im Gras an (unsere Gräser enthalten aufgrund ihrer speziellen Züchtung bereits von Natur aus viel Zucker). Zucker (also auch Fruktane) und Stärke sind wichtig bei der Insulinproduktion. Insulin hilft den Zucker im Blut in Muskelgewebe oder Fettgewebe zu speichern. Steht ständig Zucker im Blut zur Verfügung kann es nicht genügend stark im Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden. Dadurch produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin. Das führt zu der gefürchteten Hufrehe.
Außerdem macht Zucker hungrig und unsere Equiden bewegen sich bei uns sehr wenig. Das verstärkt diesen Effekt noch.

Fellwechsel

Im Frühjahr und Herbst wird der Organismus des Esels besonders stark belastet weil ein Fellwechsel stattfindet. Fell ist nichts anderes als schwer zersetzbares Einweiß (Keratin). Diese Einweißproduktion kann man unterstützen in dem man etwas mehr eiweißhaltiges Kraftfutter (eingeweichte Crops) und Mineralien gibt. Außerdem nimmt der Esel im Frühjahr weniger Omega-3-Fettsäuren aus Grünfutter auf. Ein Mangel kann den Fellwechsel verzögern. Diese Säuren werden im Körper mit Hilfe von Zink umgewandelt. Zink ist außerdem an der Bildung des Keratins beteiligt und fördert das Wachstum der Haare. Es ist also sinnvoll zusätzlich während des Fellwechsel Leinöl, Hanföl oder Nachtkerzenöl (reich an Omega-3-Fettsäuren) und Zink hinzuzufüttern. Außerdem sind beim Fellwechsel noch Folsäure, Biotin, Selen, Kupfer und Mangan beteiligt. Aber Vorsicht mit der Menge, das Verdauungssystem des Esels ist nicht für große Fettmengen ausgelegt.
Das Öl und die Mineralien werden mit den vollständig eingeweichten Crops vermischt. Zusätzlich kann noch Müsli mit hinzugegeben werden.
Wir haben immer ein paar wenige Becher Crops und Müsl, einen Esslöffel Zink, Mineralfutter und einen Schuss Leinöl gefüttert. Das aber auch nur jeden zweiten Tag.

Besonders wichtig ist in dieser Zeit auch die Fellpflege durch den Menschen.

Futtermenge

Grob kann man mit 1 – 1,5 kg Heu pro 100kg Körpergewicht rechnen.  Zusätzlich sollte Stroh zur Verfügung stehen. Das allerdings in begrenzten Mengen. Zu viel Stroh kann zu Verstopfungskoliken führen. Faustregel hier: ca 30% Stroh, 70% Heu.

Aufgrund ihrer Herkunft haben Esel eine 30%ig höhere Futterverwertung als Pferde. Das muss bei der Fütterung berücksichtigt werden um Übergewicht zu vermeiden.

Esel brauchen 8 – 10 Liter Wasser pro 100kg Körpergewicht, abhängig davon wie warm es ist und wieviel Gras sie zur Verfügung haben (unsere drei Esel brauchen zusammen etwa 30 Liter am Tag). Wildesel können 2 – 3 Tage ohne Wasser auskommen.

Wichtig ist auch dass der Esel genug kaut. Durch das Einspeicheln findet eine Vorverdauung statt und es tritt ein vermehrtes Sättigungsgefühl ein.

Füttern in Winter

Im Winter kann man die Futtermenge aufgrund des höheren Energieverbrauchs wegen der Kälte auf etwa 2kg Heu / 100kg Körpergewicht erhöhen. Stroh wärmt, deswegen kann auch die Strohmenge im Winter etwas erhöht werden. Das Wasser darf natürlich nicht eingefrieren. Esel sind sehr temerpaturresistent und frieren erst bei tieferen Temperaturen unter -10 bis  -15 Grad. Anzeichen sind neben dem Zittern Durchfall und dass der Schwanz eng an den Körper gepresst wird. Außerdem muss Zugluft vermieden werden.

Fütterungsintervalle

Esel müssen ständig fressen. Der Magen produziert ständig Magensäure (anders als beim Menschen), längere Fütterungspausen können so zu Magengeschwüren führen. Als Faustregel sollte ein Esel nicht länger als 4 Stunden eine Fresspause einlegen. Nach etwa 4 Stunden beginnt die Darmflora abzusterben. Das führt zu Verdauungsproblemen und Überbelastung von Leber und Nieren. Esel sind etwa 16 Stunden am Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Wenn Esel nicht rund um die Uhr fressen können weil z.B. keine entsprechende Raufe zur Verfügung steht sollten sie mindestens 3 Mal am Tag gefüttert werden.

Giftpflanzen

Die wichtigsten Giftpflanzen sind Efeu (?), Farn, Eibe, Ahorn, Maiglöckchen, Tollkirsche sowie Eicheln und Kastanien.
Siehe dazu den Menüpunkt  ➚ Giftpflanzen.

Beurteilung des Ernährungszustandes

Zu dünner Esel

  • Wirbelsäule, Rippen treten deutlich hervor
  • kein Fettgewebe fühlbar

Guter Ernährungszustand

  • Wirbelsäule und Rippen teilweise mit Fett bedeckt, aber noch sichtbar
  • Mähne steht nach oben

Zu dicker Esel

  • Rippen nicht mehr erkennbar
  • abgerundeter Widerrist
  • Mähne kippt seitlich um

Abnehmen

Esel dürfen nicht hungern! Ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt ständig Nahrung zu bekommen. Ist dies nicht der Fall kann es zu Organschäden und lebensbedrohlichen Stoffwechselstörungen kommen. Die aufgenommene Futtermenge (vor allem Gras) muss schrittweise reduziert werden. Es haben sich beim Abnehmen Heunetze bewährt. Ausschlaggebend für das Sättigungsgefühl ist nicht der Mageninhalt sondern wie oft gekaut wird und wie stark dadurch das Futter eingespeichelt wird. Außerdem sollte natürlich für reichlich Bewegung gesorgt werden. Es ist auch sinnvoll einen bestimmten Teil des Heus durch Stroh zu ersetzen. Allerdings darf der Strohanteil nicht mehr als 30% betragen um Koliken zu vermeiden. Bewährt hat sich auch die Futtermengen auf mindestens 3 Mahlzeiten zu verteilen und auch mehrere Futterstellen über das Gelände verteilt anzulegen.

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