Die Nachfrage nach Eseln ist in den letzten Jahren weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit stark gestiegen. Man hört über das Problem mit dem Eselhandel kaum etwas, deswegen hab ich die heutige schlaflose Nacht mal dazu genutzt mir einen Überblick zu verschaffen.
Worum geht’s?
Es geht um „Ejiao“ (阿膠). Das ist ein hartes Gel das in Alkohol oder heißem Wasser aufgelöst werden kann um dann in Nahrungsmitteln oder Schönheitsprodukten verwendet zu werden. Für die Herstellung von Ejiao werden Eselfelle benödigt. Die Eselhaut wird dabei ausgekocht und zu Gelatine verarbeitet.
Ejiao wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Es soll ganz allgemein die Gesundheit verbessern, das Altern rückgängig machen, gegen Anämie helfen, das Yin nähren, Menstruationsschmerzen und Schlaflosigkeit behandeln und auch als Aphrodisiakum dienen. In China ist die Nachfrage danach in den letzten Jahren aufgrund des zunehmenden Wohlstandes extrem gestiegen.
Die bekannteste chinesische Firma verkaufte die 240-Gramm-Packung 2017 für rund 150 Euro. Das heißt ein kg Ejiao kostet 625 Euro. Wenn man die unten genannten Zahlen zugrunde legt kann man aus einem Esel, der in Westafrika 2018 150 Euro gekostet hat, 1,25 kg Ejiao „herstellen“, das man dann eben für ca 780 Euro verkaufen kann. Ausgaben von 150 Euro plus Transport, Verarbeitung etc stehen also Einnahmen von 780 Euro gegenüber.
China produziert insgesamt jährlich (2017) rund 5000 Tonnen „Ejiao“, wofür pro Jahr rund vier Millionen Esel sterben müssen. Rund die Hälfte der Tiere kommt aus dem Inland. Die andere Hälfte, 2,2 Millionen, kommen aus Afrika, Südamerika und Teilen Asiens. Die Nachfrage ist dabei deutlich höher als das Angebot. Das heißt der Handel ist nicht nachhaltig und durch Kriminalität geprägt. Überall auf der Welt werden quasi über Nacht Esel gestohlen und enthäutet.
In China eröffnen somit immer mehr Eselfarmen, doch die Tiere werden dort unter schrecklichen Bedingungen gehalten. Die chinesische Regierung hat außerdem die Einfuhrzölle auf Eselhäute aufgrund der starken Nachfrage gesenkt.
Äthiopien hat die weltweit größte Eselpopulation, entsprechend wurden von dort auch sehr viele Tiere nach China exportiert. Zwischen Äthiopien und Kenia existiert dabei ein illegaler Handel mit Eseln. D.h. die Esel werden in Äthiopien gejagt und nach Kenia transportiert. In Kenia werden sie dann zu Schlachthöfen gefahren. Die Schlachtung der Esel ist für die Tiere dabei sehr qualvoll und langwierig. Wobei eine gewisse Bereitschaft der äthiopischen Regierung vorhanden ist den Handel zukünftig zu unterbinden. (Zusammenarbeit von äthiopischen Experten und der Donkey Sanctuary). Kurz zuvor wurde mit Mitgliedern des europäischen Parlamentes über das Thema diskutiert. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent nimmt der Diebstahl und die Tötung von Eseln in dramatischem Ausmaß zu. Einige Nationen haben mittlerweile Verbote oder Beschränkungen für die Schlachtung und Ausfuhr von Eseln erlassen.
Die gestohlenen Esel sind meistens Arbeitstiere, was bedeutet, dass die Besitzer dann keine Tiere für den Transport haben und ihre Produkte nicht auf Märkten anbieten können, kein Wasser holen können oder Kinder nicht zur Schule bringen können. Der Handel mit Fellen bedeutet, dass der Wert von Eseln dramatisch gestiegen ist. Dies macht Diebstahl wahrscheinlicher, macht es aber auch für Besitzer viel schwieriger, einen gestohlenen Esel zu ersetzen. In Ägypten sind die Kosten für den Kauf eines Esels von 17 auf 170 £ gestiegen. Außerdem führt der Handel zu Umweltproblemen. Die Auswirkungen des Verlustes von Eseln können für die Gemeinden verheerend sein. Wilderer steigen außerdem von z.B. dem Handel mit Elfenbein auf den Handel mit Eselhäuten um.
Mittlerweile werden auch in Südamerika, vor allem Brasilien, Esel nach China exportiert. Natürlich wird auch dort gegen Gesetze verstoßen, außerdem müssen die Tiere auch hier sehr leiden. Die chinesischen Händler lassen die Tiere z.B. absichtlich hungern weil der Transport dann billiger ist und der Export dann weniger bürokratisch ist. Ein gesundes Tier bringt den gleichen Gewinn wie ein krankes, schwaches Tier so dass die Händler oft keinen Wert auf das Wohlergehen der Tiere legen. Es wird befürchtet dass einige Eselrassen in Brasilien aussterben werden. Hat Brasilien im Jahr 2016 24.198 Tonnen [wer kommt auf so eine Maßeinheit, hier geht’s um Tiere] Esel nach China exportiert, waren es im Jahr 2018 schon 226.000 Tonnen (inkl Vietnam).
Nur durch das Eingreifen der Donkey Sanctuary wurde 2018 verhindert dass auch aus Pakistan 80.000 Esel nach China geliefert wurden.
Die Donkey Sanctuary hat eBay 2017 erfolgreich dazu aufgefordert, den Verkauf von Ejiao zu stoppen
Außerdem haben die Mitarbeiter von der Donkey Sanctuary in Großbritannien mit geholfen das Problem aufzudecken und engagieren sich seit vielen Jahren gegen den Eselhandel.
Die Informationen sind somit auch vor allem der Seite der Donkey Sanctuary unterhttps://www.thedonkeysanctuary.org.uk/news/ entnommen.
https://www.berliner-zeitung.de/panorama/chinesische-medizin-millionen-esel-muessen-fuer-naturmedizin-sterben-29414094
https://www.dw.com/de/mehr-nachfrage-aus-china-afrika-gehen-die-esel-aus/a-42762641
https://www.taiwannews.com.tw/en/news/3643806?fbclid=IwAR3ta_jz1SRck35dh5ED4EkHJw2Y1ln9gwfboFf9LabRpbL-MLOReOQOwe4
http://www.taz.de/!5474209/
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